Historisches zur Kirche in Twann

Twann (Duana) wird erstmals 1136 erwähnt. Erzbischof Humbert von Besançon und der Bischof von Basel bestätigten eine Stiftung an das Kloster Lützel im Elsass.  In der Schenkungsurkunde wird Berchtold von Twann aufgeführt. Die Kirche, von der erst 1228 die Rede ist, wird am 8. September 1299 dem hl. Martin geweiht. Sie zählt zum damaligen Zeitpunkt zum Dekanat Solothurn des Bistums Lausanne.

Eine Urkunde von 1237 besagt, dass der Kirchensatz dazumal den Freiherren von Twann gehörte. Es ist anzunehmen, dass dieser mindestens seit dem beginnenden 12. Jahrhundert in der Hand dieses Geschlechtes lag, welches mit Berchtold von Twann erstmals 1136 urkundlich erwähnt wurde.

Im Spätmittelalter beinhaltete der Kirchensatz das Recht, über die Einnahmen der an die Kirche gebundenen Güter zu verfügen, aber auch die Pflicht, für die Entlöhnung des Priesters und den Unterhalt des Chores aufzukommen. Meistens besass der Inhaber auch die Kollatur, ein sogenanntes Mitspracherecht bei der Wahl des Priesters, die durch den Bischof erfolgte. Es ist anzunehmen, dass sich diese Rechte vollständig in den Händen der Freiherren von Twann befanden, denn Kuno, der letzte männliche Nachkomme, vermachte sie 1237 ungeschmälert der Johanniterkomturei von Münchenbuchsee, die das Legat nach Erbstreitigkeiten auch zugesprochen erhielt.

1389 fiel die Grosse Gerichtsbarkeit der Grafschaft Nidau, die sich auch auf Twann erstreckte, an Bern. Der Einfluss der Burger von Bern nahm somit auch in der Region des Bielersees stark zu. Mit der Reformation kamen Kirchensatz und Kollatur durch die Säkularisation der religiösen Institutionen vom Johanniterhaus in Münchenbuchsee ebenfalls nach Bern. Aus Bauabrechnungen der Stadt Bern geht hervor, dass diese den Chor und damit den östlichen Bereich der Kirche zu unterhalten hatte, während das Schiff von der Gemeinde verwaltet wurde. Diese Teilung entsprach der erwähnten spätmittelalterlichen Situation, als der Patronatsherr nur für die Chorzone aufzukommen hatte. Erst als aufgrund der Auflösung der mittelalterlichen Feudalrechte im Laufe des 19. Jahrhunderts der Staat zur Übergabe des Chores an die inzwischen geschaffenen Kirchgemeinden* angehalten wurde, ging die Verwaltung der Pfarrkirche in eine Hand über. In Twann trat der Staat sogar erst 1903 seine Rechte ab.

An der Twanner Kirche wurden immer wieder bauliche Massnahmen vorgenommen. Ein grösserer Umbau erfolgte nach der Reformation, in den Jahren 1666 bis 1668. Auf Betreiben von Pfarrer Daniel Müller wurde der Chor erweitert und die Ausstattung neu konzipiert. In einer Baueingabe an die Obrigkeit in Bern werden im Jahr 1783 Absichten über grössere Veränderungen an der Kirche, so etwa die Erhöhung des Saales und die Vergrösserung der Fenster, geäussert.

Von 1835 bis 1838 erfolgte der Bau der Kantonsstrasse nach Biel. Im Zuge dessen wurde das südlich der Kirche stehende "Buchsee-Haus" abgerissen. Seit dem Mittelalter hatte es als Pfarrhaus gedient. Seinen Namen verdankte es dem Besitzer des Kirchensatzes, den Johannitern von Münchenbuchsee, die bis zur Reformation den Priester gestellt hatten. Bis ins 19. Jahrhundert soll das Haus durch eine Holzlaube mit der Kirche verbunden gewesen sein.

1882 erfolgte der Einbau einer neuen Orgel. Ab 1903 wird die Kirche restauriert. In den Jahren 1930/31 erfolgt eine weitere Innen-, 1951 eine Aussenrestaurierung.

Die Kirche mit ihrem nach Westen desaxierten mächtigen Turm und dem dreiseitig geschlossenen Chor, wurde anlässlich der Restaurierung von 1977/1978 durch den archäologischen Dienst des Kantons Bern entsprechend erforscht.

Hier eine kurze Zusammenfassung

  • Die älteste Besiedlung des Kirchplatzes von Twann reichte in das Frühmittelalter zurück. Fragmente römischer Keramik, Ziegel und Bausteine, die bei der Grabung zum Vorschein kamen, hatten wahrscheinlich zu einem in der Nähe gelegenen Bauwerk gehört, dessen Steine für die Errichtung der ersten Kirche gewonnen und wiederverwendet worden waren. Römische Strukturen fanden sich an der Stelle der heutigen Kirche keine.
  • Die Kirche stammt aus dem frühen Mittelalter, dürfte jedoch nicht vor dem 9. Jahrhundert, somit in spätkarolingischer Zeit, erbaut worden sein.
  • Mindestens ein grösserer Umbau fand statt, der aber keine Änderung des Grundrisses mit sich zog.
  • Der späte Zeitpunkt, für den eine erste Kirche nachzuweisen ist, lässt die Vermutung zu, dass an der gleichen Stelle möglicherweise ältere Sakralbauten standen. Ein Mauerfragment , das älter ist als die erste fassbare Kirche aus dem 9./10. Jahrhundert sowie Unregelmässigkeiten im Mauerwerk können ein Hinweis auf Vorgängerbauten sein. In der Romanik, im 12./13. Jahrhundert, wurde ein Turm an die Nordfassade des Schiffes gebaut. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ersetzte ein rechteckiges gotisches Chor das gerundete Altarhaus.Im 15. Jahrhundert wurde der Turm auf der Nordseite abgebrochen und durch den heute noch bestehenden Westturm mit Vorhalle ersetzt. Dieser blieb als einziges älteres Element beim vollständigen Neubau der Kirche - um 1482 - erhalten.
  • Der Bestand der spätgotischen Anlage prägt noch heute die Architektur der Kirche von Twann. Bei der Umwandlung des in Schiff und Chor unterteilten Raumes in einen uniformen reformierten Predigtsaal wurde in den Jahren 1666 bsi 1668 die Nordmauer des Chores abgebrochen.
  • 1783 erfolgte die Erhöhung des Raumes und der Fenster unter Beibehaltung der Architektur, der gotischen spitzbogigen Öffnungen. Bei späteren Eingriffen erfuhren weder Plan noch Volumen entscheidende Veränderungen.

*Die Kirchgemeinde Twann wurde 1876 durch Ligerz vergrössert, das 1889 wieder eine eigene Pfarrei wurde. 1879 wurde Tüscherz-Alfermée, das bisher in Sutz eingepfarrt war, der hiesigen Kirchgemeinde einverleibt.


Die Glocken

Die Komponistin Karin Merazzi-Jacobson aus Ligerz hat die Glocken der Kirche Twann in ein Lied verwoben, zu dem die Twannerin Marianne Käser-Ruff den Text schuf.


Die Kirchenfenster von Max Brunner

Entwurf und künstlerische Ausführung: Max Brunner, Glasmaler. Realisation: 1978 – 1982

Der Bilderzyklus beginnt im hinteren Teil der Nordwand, folgt der Rundung des Chores und endet auf der Südseite. Hufeisenförmig führen die Bildfenster von der Schöpfung (Genesis) bis zur Ausbreitung des Christentums (Apostelgeschichte).

Der 1910 geborene Solothurner Glasmaler Max Brunner ist im Kanton Bern gut bekannt. Bereits im Jahre 1969 schuf er den "Christophorus" für das Kirchgemeindehaus der Berner Nydeggkirche. "Hiob" ist 1982 für die Kirche Wahlern entstanden, und 1963 schuf der Künstler "Irdische Liebe" (zum Guggisberglied) und "Göttliche Liebe" (der verlorene Sohn) für die Kirche Guggisberg. Die meisten Entwürfe sowie einige Originale sind heute im Besitz des Schweizerischen Museums für Glaskunst in Romont. Die Entwürfe zum Twanner Fensterzyklus befinden sich in Privatbesitz.

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